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110 Dezibel Aggression :

warum Musik für Jugendliche ist, wie sie ist

Irgendwie wirkt es schon bizarr: Wie oft werden Jugendliche mit der vermeintlichen Grausamkeit ihrer Musik konfrontiert. Zu laut, zu schräg, zu rebellisch. Wenn die Toten Hosen früher Hallen füllten, wurde laut aufgeschrien. In den Medien war die Rede von Hörstürzen nach den zu lauten Konzerten, die Texte waren in Verbindung zur Fußballkultur aggressiv und angebliche Aufrufe zur Gewalt. Die in den Texten einmalige Beschreibung der Kultur der späten 80er wurde dabei vergessen. Wenn die Hosen heute ihre Gitarren ausstöpseln und „unplugged“ spielen, so geschehen 2005 in Wien, dann ist diese Band plötzlich gesellschaftlich tragbar. Dann kommt auch mal die österreichische Nationalmannschaft vorbei, um die alten Texte zu hören- aber eben unplugged. Ändert sich mit dem Klang auch die Aussage?

Anderes Beispiel: Unlängst wurden die Gangster-Rapper aus Berlin in der Politik zu Chefsache erklärt. Zu aggressiv, gewaltverherrlichend und menschenverachtend seien die Texte. Das mag stimmen, doch die Frage, warum solche Texte einen derartig großen Erfolg haben, hat sich die Politik zu selten gestellt. Keine Schule, keine Arbeit, keine Perspektive- das sind die Themen vieler Jugendlicher. Natürlich nehmen sie dann diese simple Form des Protestes an- gegen die Gesellschaft, von der sie sich im Stich gelassen fühlen. Vielleicht sollten wir uns nicht immer nur fragen, was nicht funktioniert, sondern wieso und wie wir solche Dinge ändern können. Wir sollten aufhören, gegen Symptome vorzugehen, ohne die Ursachen zu beachten. Natürlich haben Musiker Erfolg damit, ihr „Image“ über die Medien zu verbreiten, wenn diese sofort darauf einsteigen. Dann kann auch ein Bushido einmal als böse gelten, selbst wenn er Lieder wie „Schmetterling“ oder „Augenblick“ singt.

Die Gesellschaft sollte sich von dem Gedanken verabschieden, dass öffentliche Bosheits-Bekundungen der Politiker oder Verbote einzelner Lieder die Ursachen bekämpfen. Das alles schüttet nur Wasser auf die Mühlen dieser Musiker. Viel eher sollten sie die Auseinandersetzung suchen mit dem, was diese Menschen von sich geben und prüfen, was an diesen Aussagen wahr sein könnte. Denn mit dem letzten Album fällt auch immer die Maske. Selbst Bushido spricht schon von Karriereende und Kinderwunsch.

Euer Andi

 

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